Italienisches Liederbuch
Anonymous poems, translated from Italian into German by Paul Heyse (1830-1914)
4.
Gesegnet sei, durch den die Welt entstund,
Wie trefflich schuf er sie nach allen Seiten!
Er schuf das Meer mit endlos tiefem Grund,
Er schuf die Schiffe, die hinübergleiten,
Er schuf das Paradies mit ew'gem Licht,
Er schuf die Schönheit und dein Angesicht.
8.
Nun laß uns Frieden schließen, liebstes Leben,
Zu lang ist's schon, daß wir in Fehde liegen.
Wenn du nicht willst, will ich mich dir ergeben;
Wie könnten wir uns auf den Tod bekriegen?
Es schließen Frieden Könige und Fürsten,
Und sollen Liebende nicht darnach dürsten?
Es schließen Frieden Fürsten und Soldaten,
Und sollt' es zwei Verliebten wohl mißraten?
Meinst du, daß, was so großen Herrn gelingt,
Ein Paar zufriedner Herzen nicht vollbringt?
13.
Hoffärtig seid Ihr, schönes Kind, und geht
Mit Euren Freiern um auf stolzem Fuß.
Spricht man Euch an, kaum daß Ihr Rede steht,
Als kostet Euch zuviel ein holder Gruß.
Bist keines Alexanders Töchterlein,
Kein Königreich wird deine Mitgift sein,
Und willst du nicht das Gold, so nimm das Zinn,
Willst du nicht Liebe, nimm Verachtung hin.
31.
Wie soll ich fröhlich sein und lachen gar,
Da du mir immer zürnest unverhohlen?
Du kommst nur einmal alle hundert Jahr,
Und dann, als hätte man dir's anbefohlen.
Was kommst du, wenn's die Deinen ungern sehn?
Gib frei mein Herz, dann magst du weitergehn.
Daheim mit deinen Leuten leb in Frieden,
Denn was der Himmel will, geschieht hinieden.
Halt Frieden mit den Deinigen zu Haus,
Denn was der Himmel will, das bleibt nicht aus.
42.
Nicht länger kann ich singen, denn der Wind
Weht stark und macht dem Atem was zu schaffen.
Auf fürcht ich, daß die Zeit umsonst verrinnt.
Ja wär ich sicher, ging ich jetzt nicht schlafen.
Ja wüßt ich was, würd ich nicht heimspazieren
Und einsam diese schöne Zeit verlieren.
44.
O wüßtest du, wie viel ich deinetwegen,
Du falsche Renegatin, litt zur Nacht,
Indes du im verschloßnen Haus gelegen
Und ich die Zeit im Freien zugebracht.
Als Rosenwasser diente mir der Regen,
Der Blitz hat Liebesbotschaft mir gebracht,
Ich habe Würfel mit dem Sturm gespielt,
Als unter deinem Dach ich Wache hielt.
Mein Bett war unter deinem Dach bereitet,
Der Himmel lag als Decke drauf gebreitet,
Die Schwelle deiner Tür, das war mein Kissen -
Ich Ärmster, ach, was hab ich ausstehn müssen!
Eichendorff-Lieder
by Josef von Eichendorff (1788-1857)
2. Der Musikant
Wandern lieb ich für mein Leben,
Lebe eben, wie ich kann,
Wollt ich mir auch Mühe geben,
Paßt es mir doch gar nicht an.
Schöne alte Lieder weiß ich,
In der Kälte, ohne Schuh,
Draußen in die Saiten reiß ich,
Weiß nicht, wo ich abends ruh!
Manche Schöne macht wohl Augen,
Meinet, ich gefiel ihr sehr,
Wenn ich nur was wollte taugen,
So ein armer Lump nicht wär.
Mag dir Gott ein'n Mann bescheren,
Wohl mit Haus und Hof versehn!
Wenn wir zwei zusammen wären,
Möcht mein Singen mir vergehn.
Mörike-Lieder
by Eduard Mörike (1804-1875)
9. Nimmersatte Liebe
So ist die Lieb'! So ist die Lieb'!
Mit Küssen nicht zu stillen:
Eer ist der Thor und will ein Sieb
Mit eitel Wasser füllen?
Und schöpfst du an die tausend Jahr,
Und küßest ewig, ewig gar,
Du tust ihr nie zu Willen.
Die Lieb', die Lieb' hat alle Stund'
Neu wunderlich Gelüstern,
Wir bißen uns die Lippen wund,
Da wir uns heute küßten.
Das Mädchen hielt in guter Ruh',
wie's Lämmlein unter'm Messer,
ihr Auge bat: nur immer zu,
Je weher desto besser!
So ist die Lieb', und war auch so,
wie lang es Liebe giebt,
Und anders war Herr Salomo,
Der Weise, nicht verliebt -
Und anders war Herr Salomo,
Der Weise, nicht verliebt.
10. Fußreise
Am frischgeschnittnen Wanderstab,
Wenn ich in der Frühe
So durch Wälder ziehe,
Hügel auf und ab:
Dann, wie's Vöglein im Laube
Singet und sich rührt,
Oder wie die gold'ne Traube
Wonnegeister spürt
In der ersten Morgensonne:
So fühlt auch mein alter, lieber
Adam Herbst und Frühlingsfieber,
Gottbeherzte, nie verscherzte
Erstlings Paradiseswonne.
Also bist du nicht so schlimm, o alter
Adam, wie die strengen Lehrer sagen,
Liebst und lobst du immer doch,
Singst und preisest immer noch,
Wie an ewig neuen Schöpfungstagen,
Deinen lieben Schöpfer und Erhalter.
Möcht' es dieser geben
Und mein ganzes Leben
Wär' im leichten Wanderschweiße
Eine solche Morgenreise!
Lied des transferierten Zettel (1889)
"Bottom's Song in his Ass's Head" from "A Midsummer Night's Dream" by William Shakespeare (1564-1616)
Die Schwalbe, die den Sommer bringt,
der Spatz, der Zeisig fein,
Die Lerche, die sich lustig schwingt
bis in den Himmel 'nein,
I-a, I-a, I-a!The swallow that the summer brings,
the sparrow and the little finch,
The lark that merrily soars
into the sky,
Hee-haw!Der Kukuck, der der Grasmück'
so gern ins Nestchen heckt,
Und lacht darob mit arger Tück',
und manchen Ehemann neckt.
I-a, I-a, I-a!The cuckoo that loves to breed
in the warbler's nest
and laughs at his malicious trick
and mocks at married men,
Hee-haw!